Mehr als Pritschen und Baggern

Zwei Volleyballclubs bieten gemeinsames Trainingscamp an, um Nachwuchs zu gewinnen

In der Theorie ist es ganz leicht: Schulterbreit stehen, die Finger in einem drachenförmigen Viereck über der Stirn halten und leicht auf den Ball zugehen. Immer wieder üben die Kinder das Pritschen, eine der Grundtechniken beim Volleyball. Und bei jedem Mal klappt es besser. Vielleicht liegt das auch an der Merkhilfe, die sich Ludwig Kästel ausgedacht hat: „Hel-sin-ki“: Drei Silben, jede steht für eine der drei Bewegungen. Zusammen mit Marie Arnold, Nicolas Schmidt und Lukas Kirchgässner will er den Kindern den Spaß am Volleyball vermitteln. 15 Teilnehmer sind dabei, alle im Alter von zehn bis 15 Jahren. Ihre Schuhe haben sie ausgezogen und neben dem Spielfeld abgelegt, denn die stören im Sand nur. Vom Volleyballclub Königsbach (VCK) und der Volleyball Sport Gemeinschaft Kleinsteinbach (VSG) gemeinsam organisiert, soll das fünfstündige Trainingscamp spielerisch die wesentlichen Grundtechniken des Sports vermitteln.

Mit Ausnahme des Mittagessens und kleiner Trinkpausen gibt es auf dem Beachvolleyballfeld am Rand des Sportgeländes „Plötzer“ keinen Leerlauf. Die Kinder lernen das Baggern, bei dem man breitbeinig steht, die Arme durchstreckt, leicht in die Hocke geht und den Ball in einer Art Aufsteh-Bewegung annimmt. Beim Aufschlag wird er mit dem geraden Arm gespielt. Es geht um Körperkontrolle, Koordination und Kampfgeist, aber auch um Teamfähigkeit und darum, Verantwortung in der Gruppe zu übernehmen. „Die Kinder waren top motiviert und hatten mehr Energie als die Trainer“, sagt Kästel hinterher. Arnold meint: „Wir waren fasziniert, wie gut es teilweise schon nach wenigen Minuten geklappt hat.“ Und was sagen die Kinder? David (13) findet das Training abwechslungsreich und meint, er habe viel gelernt. Viel Spaß habe es gemacht, sagt Jana (13), die auch schon anderthalb Jahre in der Volleyball-Arbeitsgemeinschaft des Königsbacher Gymnasiums gespielt hat. „Ich glaube, ich könnte im Urlaub jetzt richtig gut Volleyball spielen.“ Auch Jule (13) meint, sie könnte sich gut vorstellen, in Zukunft in ihrer Freizeit öfter einmal Volleyball zu spielen.

Auch der VCK und die VSG sehen in dem Trainingscamp einen vollen Erfolg. Es ist das erste Mal, dass die beiden Vereine miteinander kooperieren. Beide verfolgen damit dasselbe Ziel: Nachwuchs gewinnen für die eigene Jugendarbeit, die unter Corona stark gelitten hat. In Königsbach gibt es seit fünf Wochen wieder ein Jugendtraining. Zweimal hat es schon in der Halle stattgefunden, einmal auf dem Beachvolleyballfeld. Die Teilnehmerzahlen seien bisher immer unterschiedlich gewesen, erzählt Arnold, die sich freuen würde, wenn man mittelfristig eine stabile Mannschaft mit mindestens 15 Jugendlichen aufbauen könnte, die später auch am Spielbetrieb teilnimmt. Momentan pausiert das Training wegen der Ferien, aber Mitte September soll es wieder losgehen. Wer noch dazustoßen wolle, sei willkommen, sagt Arnold: Vorkenntnisse müsse man nicht mitbringen. Auch in Kleinsteinbach gibt es eine Jugendmannschaft. An den Start gegangen ist sie schon Anfang des vergangenen Jahres. Nach einer Corona bedingten Zwangspause fing man vor rund sechs Wochen wieder mit dem Training an. In dem Volleyballcamp sehen beide Vereine die Chance, eine größere Zielgruppe zu erreichen. „Ich denke, wir haben schon Interesse geweckt“, sagt Kästel. Ob sich das auch in neuen Vereinsmitgliedschaften niederschlägt, wird sich allerdings erst zeigen, wenn im Herbst das Training wieder beginnt. – Nico Roller

Foto von Nico Roller

Menü